Rezensionen

Tinas Bewertung 04 05 Sterne.png

"Die Gebeine von Avalon" ist ein Roman, hinter dem sich sehr viel Mystisches, aber auch Geschichtliches verbirgt. Es lohnt sich wirklich, sich auf der Buch einzulassen und sich auf eine Zeitreise ins Mittelalter zu begeben, um sich das legendäre Glastonbury und seine Bewohner mal etwas näher anzusehen.

Phil Rickman versteht es gekonnt und sehr wirksam den Leser zu fesseln. In der düsteren und absolut mitreißenden Geschichte ist man förmlich gefangen. Man erlebt - oder besser "er-liest" sich - den Aberglauben und die Angst vor Hexen, sowie die Neugierde einer Königin, die gerne mehr erfahren möchte, beinahe hautnah.

"Die Gebeine von Avalon" ist in der Ich-Form geschrieben, so dass man sich als Leser sehr gut in die Gedanken- und Gefühlswelt von Dr. John Dee hineinversetzen kann. Und der Doktor hat es nicht immer leicht, denn Neid und Missgunst pflastern seinen Weg, aber er hat eine besondere Gönnerin die sein Leben bereichert.

Man sollte dem Buch jedoch ein bisschen Zeit lassen, um seine fesselnde Wirkung zu entfalten. Doch hat man das Gesamtwerk erst einmal erfasst, so hält es einiges an Überraschungen bereit.

Ein spannender Roman, der von Mystik und Aberglauben erzählt und seinen Leser sehr wirkungsvoll in seinen Bann zieht.

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

John Dee genießt als Alchemist und Hofastrologe von Königin Elizabeth I. einen recht zweifelhaften Ruf- obwohl er selbst stets beteuert, nur ein Mann der Wissenschaften zu sein, verfolgt ihn immer wieder der Aberglaube seiner Mitmenschen. Die Religionswirren dieser Zeiten, sorgten zur Maria Tudors Regentschaft sogar kurzfristig dafür, dass er um ein Haar hingerichtet worden wäre.
Vielleicht ist John auch deshalb zumeist völlig zufrieden damit, sich zu Hause seinen wissenschaftlichen Studien und seinen Büchern zu widmen und sich lieber im Hintergrund; also fern vom königlichen Hof aufzuhalten. Trotz Elizabeths Bemühungen, die Hexenverfolgungen abzuschaffen und dem Volk eine Zeit der Aufklärung zu bieten, flammen plötzlich gefährliche Gerüchte über die Königin auf und diverse Prophezeiungen versetzen selbst Elizabeth in Angst und Schrecken. So sucht sie eines Tages John in seinem Haus auf und bittet ihn darum, zusammen mit ihrem Vertrauten und Günstling Robert Dudley, nach Glastonbury aufzubrechen, um dort die verschollenen Gebeine des legendären König Artus aufzuspüren, denn diese seien laut Prophezeiung sehr wichtig, um einen Fluch, der auf dem Königsgeschlecht der Tudors liegt, zu brechen.

Während Robert dies als Chance sieht, der Königin einmal mehr beweisen zu können, wie wichtig er für sie ist, treibt John vor allem die Neugier an; außerdem hofft er, vielleicht noch einige antiquaristische Schätze aus dem zerstörten Kloster in Glastonbury aufspüren zu können.
Doch kaum angekommen, wird Robert schwer krank und verdankt es lediglich der begabten Heilerin Nel, dass er die Erkältung so gut übersteht. Während Robert fiebrig darnieder liegt, muss John nun auf eigene Faust ermitteln und knüpft erste Kontakte mit den Dörflern und auch mit Nel, die ihn besonders fasziniert. Doch dann wird ein Gefolgsmann von Robert brutal und übel zugerichtet aufgefunden- alles deutet auf einen Ritualmord hin und ausgerechnet Nel, der Hexenkünste nachgesagt werden, soll die Schuldige sein. John ist fassungslos- wie kann er Nel nur helfen, denn er glaubt keine Sekunde daran, dass die Frau in die er sich verliebt hat, eine Mörderin ist?

Mit „Die Gebeine von Avalon“ bewegt sich der Autor Phil Rickman, der den deutschen Lesern bereits durch seine „Merrily Watkins Mystery“ Reihe bekannt sein dürfte, auf ungewohntem Terrain, denn die Story um Dr. John Dee ist ein waschechter historischer Krimi. Rickmans Held in diesem Roman, ist keine fiktionale Figur- sowohl Dr. John Dee sowie diverse andere Nebenfiguren haben tatsächlich gelebt. Geschickt verbindet der Autor für seinen Roman Fiktion und Realität miteinander zu einer interessanten Geschichte. Wer wie ich bereits einige Bücher des Autors gelesen hat, weiß, dass Rickman sich gerne einer etwas ausschweifenden Erzählweise bedient. Das ist hier auch nicht anders und so vergehen gut und gern die ersten 200 Seiten, ohne dass viel passiert und es schleichen sich durchaus auch einige, wenige Längen ein. Aber Durchhalten lohnt! Denn ab dem Zeitpunkt, wenn Rickman dem Leser alle Haupt und Nebenfiguren vorgestellt hat, nimmt die Story an Fahrt auf. Der Leser wird in eine Zeit hineinkatapultiert, in der Glaube und Aberglaube gar nicht so weit auseinander lagen und in dem ein kleiner Funke genügte, um unschuldige Menschen in Verruf zu bringen. Und wie auch in den Merrily Watkins Romanen, hat der Autor eine Botschaft- nicht immer ist das Offensichtliche wahr, bzw. sind Übersinnliches und Magie im Spiel, auch wenn es zunächst den Anschein hat…

Dr.John Dee ist ein sympathischer Romanheld, der weder besonders kräftig, noch selbstbewusst ist. Stattdessen umgibt ihn eine schüchterne Aura, er hätte zu gerne übersinnliche Fähigkeiten, ist zudem ein Eigenbrödler und ein intelligenter Bücherwurm- lediglich der Hunger nach Wissen treibt ihn an und diese Neugier ist es auch, die ihn am Ende des Romans über sich selbst hinaus wachsen lässt. Besonders die Frage, ob es John gelingt den Mörder rechtzeitig, also bevor Nel für den Mord hingerichtet wird, zu stellen, macht die Geschichte sehr spannend und nicht zu vergessen, natürlich auch, was es mit der „Tafelrunde“ und den verschollenen Gebeinen von König Artus auf sich hat.
Das Ende lässt auf einen weiteren Teil um Dr. John Dee hoffen, denn der Roman endet mit dem mysteriösen Tod von Robert Dudleys Frau.

Kurz gefasst: Ungewöhnlicher, aber atmosphärisch dichter historischer Krimi.