Rezensionen

Kerstins Bewertung 04 Sterne.png

Sam ist ein Werwolf, Grace das Mädchen, das er liebt. Doch in Maggie Stiefvaters melanchlischem Roman ist es nicht der Mond, der die Verwandlung veranlasst, sondern die Kälte. Im Winter ist Sam ein Wolf, im Sommer ein Mensch. Doch jeder Werwolf hat nur eine begrenzte Anzahl an Verwandlungen zur Verfügung, bevor er für immer ein Wolf bleiben muss. Für Sam ist diese Zeit gekommen, was er resigniert hinnehmen muss. Grace jedoch beschließt zu kämpfen - gegen die Kälte, gegen Sams Rudel und gegen alle Wahrscheinlichkeit - für ihre Liebe.

Abwechselnd erzählen Grace und Sam ihre Geschichte in alternierenden Kapiteln (jeweils in der 1. Person). Das Herausragendste an diesem Buch ist wohl der Stil der Autorin. Am zutreffendsten wäre die Beschreibung "ein Gedicht in Prosa". Die Geschichte ist melancholisch, poetisch und bis auf einige Ausnahmen sehr ruhig. Die Interaktion zwischen den Charakteren dominiert, Handlung kommt erst an zweiter Stelle. Ängste, Sorgen, Probleme werden eingehend beschrieben. Und dann die Liebe - hier wird nichts hinterfragt, Zweifel gibt es nicht - Sam und Grace sind füreinander bestimmt. Beide würden alles tun, um dem anderen zu helfen. Einige Szenen bringen die Handlung auch nicht weiter voran, sind eigentlich überflüssig. Doch in dieser Geschichte fühlt man sich dank dieser Kapitel wirklich in die Welt hineinversetzt, sitzt mit Grace und Sam in der Küche, schnuppert den Geruch von Graces Kochkünsten und sitzt mit am Küchentisch.

Hier trifft das Cover ganz genau den Kern der Geschichte: Sie ist so ruhig wie ein schneebedeckter Winterwald und genauso schön - und gefährlich.
Interessant ist auch der Blick auf die Werwolfmythologie. Ein Werwolf kann sich nur eine begrenzte Anzahl von Malen verwandeln, bevor er für immer ein Wolf bleibt. Wann er sich verwandelt, bestimmt nicht er selbst, sondern die Natur, von der er ein Teil ist. Für Sam, der seinen Wolf hasst, ist dies eine Katastrophe. Allerdings können viele andere aus seinem Rudel damit gut umgehen, sehnen sogar die Zeit als Wolf herbei.

Oben schreibe ich, dass der Stil etwas ganz Besonderes ist - das ist aber auch der größte Nachteil des Buchs: zuweilen verliert sich die Autorin in sogenannter "purple prose", übertreibt und verwendet Metaphern, die mich beim Lesen ganz aus der Geschichte reißen. Manchmal wäre halt ein bisschen weniger mehr gewesen!

Achtung: Ich-Perspektive!

Ankes Hörbuch Bewertung 04 Sterne.png

"Nach dem Sommer" ist eine ruhig erzählte traurig-melancholisch und zu Herzen gehende Liebesgeschichte.

Zwar ist es durchaus so, dass die Paarung ER = Vampir oder Werwolf und SIE = Mensch gerade im Bereich des paranormalen Young Adult Buches bereits etwas strapaziert ist und es unweigerlich vorkommt, dass Parallelen zu anderen Büchern auftauchen, doch weiß die Autorin Maggie Stiefvater aber dennoch mit neuen Ideen zur Werwolf-Mythologie interessieren.
Wenn auch manchen Erklärungen, die die Autorin für die Lykanthophie angibt, ein wenig das magische, dieser ansonsten märchenhaft erzählten Geschichte, abgeht und zudem stellenweise ein klein wenig unlogisch erscheint.

Trotz der stimmungsvollen Erzählung, die einem beim Hören in eine andere Welt versetzt, gibt es vor allem in der Mitte des 6 CDs starken Hörbuches einige Längen. Diese beschreiben recht detailliert die Entwicklung der Liebe zwischen Sam und Grace, das ist zwar sehr berührend, doch wird darüber die Plotentwicklung ein wenig vernachlässigt und der Inhalt kommt dieser nur schleppend voran.

Annina Braunmiller, die den Part der Ich-erzählenden Grace spricht, und Max Felder, der den ebenfalls Ich-erzählenden Part von Sam übernimmt, sprechen das Hörbuch gekonnt und passend zur Stimmung der Story.
Da mir die Sprecher, auf Grund der Bekanntheit ihrer Stimmen für die Rollen von "Bella" und "Jacob" (Twilight, Film) im Ohr waren, fiel es mir jedoch zum Teil recht schwer mich darauf zu konzentrieren "Grace und Sam" vor mir zu haben und nicht "Bella und Jacob, bzw. Edward". Das könnte meinen Eindruck von der Ähnlichkeit der Stories (Twilight / Nach dem Sommer) natürlich noch zusätzlich, wenn auch gänzlich unfreiwillig, bestärkt haben.

Ein ruhig erzählter, traurig-schöner Werwolf-Roman, der sehr gut, wenn auch mit, für meine Ohren zu bekannten Stimmen, als Hörbuch umgesetzt wurde. Dieser 1. Teil einer Trilogie hält am Ende genügend Fragen offen, so dass ich doch nun gespannt auf die Fortsetzung warte.