Rezensionen

Nicoles Bewertung 01 Sterne.png

Lady Miranda Rohan ist eine recht lebens- und abenteuerlustige junge Frau, die es hasst, gesellschaftlichen Regeln unterworfen zu sein. Nur einmal möchte sie „aus der sprichwörtlichen Reihe“ tanzen und beschließt das Angebot eines Adeligen zu einem Rendezvous anzunehmen. Doch der kleine Ausflug entwickelt sich zu einem Fiasko für Miranda. Sie wird vergewaltigt und verliert, da sie sich strikt weigert, ihren Peiniger anschließend zu heiraten, in der Gesellschaft ihr gutes Ansehen. Von nun an ist sie eine Geächtete des „tons“ und hat nur noch ihre Familie und beste Freundin Jane, die tapfer zu ihr halten. Doch Miranda hat sich längst mit ihrer ausweglosen Lage arrangiert und bewohnt ein kleines Stadthaus inmitten von London. Eines Tages hat sie einen Unfall, wird aber in letzter Sekunde von Lucien de Malheur gerettet. Ausgerechnet in Lucien der als skrupellos und grausam gilt, findet sie eine verwandte Seele. Selbst Luciens äußere Versehrtheit schreckt sie nicht ab; im Gegenteil- sie verliebt sich Hals über Kopf in den intelligenten Mann deren Sinn für Ironie mit dem ihrigen konform geht.

Was Miranda jedoch nicht ahnt, ist, dass Lucien nicht rein zufällig ihren Weg kreuzte. Er hat ausgerechnet Miranda für seine Rache an der Familie Rohan auserkoren. Einst war Luciens Schwester Genevieve mit Mirandas Bruder Benedick verlobt, doch als dieser sich für eine andere entschied, beging die geistig umnachtete Genevieve Selbstmord.
Lucien plant nun Miranda auf sein einsames Landgut zu entführen, sie zu unterwerfen oder gar zu heiraten; alles ist ihm Recht, Hauptsache für ihn ist es, dass die Rohans von nun an ewig unter Lucien zu leiden haben. So gerne Miranda auch ablehnen würde- ihr sind die Hände gebunden. Weigert sie sich Lucien zu begleiten, wird er ihren Bruder Benedick zum Duell fordern. Da Lucien noch nie ein Duell verlor, willigt Miranda aus Liebe zu ihrem Bruder in Luciens Wunsch ein. Doch auf seinem Anwesen bietet sie ihm tapfer die Stirn. Sie ahnt jedoch nicht, was Lucien noch alles für sie geplant hat.
Währenddessen setzt Mirandas Freundin Jane alles auf eine Karte, in dem sie zusammen mit einem berüchtigten Räuber und Freund von Lucien versucht Miranda zu retten. Dabei kommen sich der Straßenräuber und Jane näher. Doch Jane ist bereits verlobt…

Anne Stuart spaltet schon seit vielen Jahren die Leserschaft, denn sie hat ein Faible für Romanhelden, die abgründiger nicht sein könnten. Es sind richtige „Bad Boys“ und man sollte diese Art von Liebesromanhelden schon mögen, wenn man zu einem Roman der Autorin greift. Ich persönlich mag durchaus mal einen „tortured hero“ in Liebesromanen und finde zu weichgespülte männlichen Hauptfiguren dagegen zumeist eher langweilig, doch zu „bad“ sollte der Held dann doch nicht gestrickt sein; sprich es gibt gewisse Grenzen, die meiner Meinung nach selbst in einem Liebesroman nicht überschritten werden sollten und leider geschieht dieses mehrfach in „Zeit der Hingabe“.

Helden mit Rachegelüsten begegnet man durchaus recht oft in Historicals und dagegen ist an sich ja auch nichts einzuwenden. Doch wenn der Held sich noch nicht einmal zu schade dafür ist (aus welchen Gründen auch immer) einem Lebemann den Auftrag zu geben eine unschuldige junge Frau zu verführen oder gar zu vergewaltigen damit ihr Ruf geschädigt ist, nur um ihrer Familie zu schaden; oder wenn er später sogar so weit geht, sich dieser Frau aufzudrängen und plant sie einer satanischen Sekte für den Gruppensex als Lustobjekt darzubieten, ist mir das doch „too much“!

Der einzige Lichtblick war für mich die Heldin dieses Romans die (warum auch immer) Lucien bedingungslos liebt, sich von keiner seiner Bösartigkeiten abschrecken lässt und stattdessen einen einfallsreichen Weg findet, ihn zu besiegen. Allerdings schrammt auch Miranda oftmals knapp an der Grenze zur naiven, dummen Heldin die nur von ihrer Libido beherrscht wird, vorbei- oftmals sind die Übergänge von einem Extrem zu anderen dabei direkt fließend.

Die Ausgangssituation der Geschichte war sehr interessant, doch die Umsetzung des Ganzen hat mir dann leider überhaupt nicht gefallen. Man bekommt es durchweg mit einem Helden zu tun, der sich selbst gerne als düsterer unbarmherziger Rächer sieht und dabei völlig in seiner Rolle aufgeht, dies natürlich noch mit dunkler Kleidung unterstreicht und mir dabei eher vorkam wie ein kleiner verzogener Junge. Luciens Rächerrolle wurde meiner Meinung nach völlig überzogen dargestellt und wirkte unfreiwillig albern auf mich.

Nebenher erzählt die Autorin; ganz im Stile von Emma Wildes eine zweite Liebesgeschichte, zwischen Jane und Luciens Freund. Obwohl die beiden Nebenfiguren durchaus Potential hatten, konnte mich diese Liebesgeschichte leider auch nicht begeistern.

Und trotz der Tatsache, dass Lucien für meinen Geschmack sogar noch Catherine Coulters oder Brenda Joyces Historical Romance Helden „in Sachen Unsympath“ um Längen schlagen konnte, gelang es mir trotzdem nicht, den Roman vorzeitig zur Seite zu legen, was vor allem dem guten Schreibstil von Anne Stuart geschuldet war. Was mir am Ende dann aber richtig sauer aufstieß war die Tatsache, dass Lucien keine wirkliche Reue zeigt und Miranda viel zu schnell „einknickt“ und das, obwohl Lucien für das schlimmste Erlebnis in ihrem Leben verantwortlich war. Daher kann und will ich, trotz des guten Schreibstils nicht mehr als 1 Punkt vergeben.

Kurz gefasst: Ein Historical der die Leserschaft sicherlich spalten wird und der in mir eher Abscheu als Lesevergnügen hervorrief.