Rezensionen

Tinas Bewertung 04 05 Sterne.png

"Das Haus der vergessenen Träume", ist ein vielschichtiger Roman, der dem Leser etwa die "Theosophie", die Einheit der Natur und die Weisheit der Weisen näher bringt oder die "Suffragetten", jene Frauenbewegung, die sich für die Rechte der Frauen eingesetzt haben. Aber auch die Liebe und Geheimnisse sind Thema des Romans.

Hauptfigur ist Leah Hickson, eine Journalistin durch und durch. Sie möchte mehr erfahren über den Soldaten und die Geschichte, die sich hinter den Briefen verbirgt (siehe Klappentetxt). Leah macht sich auf die Suche und reist nach Cold Ash Holt, den Ort an dem die Geschichte spielt und wo ein Pfarrhaus steht, in dem ihr Erscheinen nicht gerade mit Freude aufgenommen wird.

In der Vergangenheit lebten in besagtem Pfarrhaus Hester und ihr Mann Albert Canning, der Pfarrer, der dem Leser den Theosophen Robin Durrant näher bringt. Hester allerdings kann mit den Lehren nicht besonders viel anfangen, sie möchte mehr: Eine Familie, mit Nähe und Kindern.
Den Haushalt von Hester und Albert führen Mrs Bell, die Haushälterin und Cat, das Dienstmädchen. Cat ist so gar nicht wie ein Dienstmädchen sein sollte, Cat ist eine kleine Rebellin, die immer wieder aneckt und dadurch auch immer wieder in Schwierigkeiten gerät.

Die Autorin Katherine Webb schreibt flüssig und absolut fesselnd und mitreißend. Die Geschichte verteilt sich auf zwei Zeitebenen, die beide vor allem durch ihre Frauenfiguren begeistern, die einfach gekonnt dargestellt sind.
So sind es nicht nur die Einblicke in die verschiedenen Zeitebenen, sondern auch die intensiv dargestellten Charaktere und Vorgänge, die einem beim Lesen zu überraschen und zu erstaunen wissen. Aber nicht nur das, denn Cat's Geschichte hat es eindeutig in sich und lässt einen schon einmal erschauern.
Besonders aber haben mich die Themen fasziniert, wie die Theosophie und die Suffragetten-Bewegung, mit denen ich mich bisher noch nie auseinander gesetzt hatte.

Kurz gefasst: Geheimnisse, die im Dunkeln lauern, ein Mord, der auf seine Aufklärung wartet und Themen, die interessieren - mit all diesen Zutaten hat mir Katherine Webb ein spannendes Leseabenteuer geboten. Empfehlenswert.

Nicoles Bewertung 04 05 Sterne.png

Im Jahre 2011:

Als ein unbekannter Soldat, der im zweiten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld fiel, knapp hundert Jahre später mit zwei mysteriösen Briefen in seiner Tasche aufgefunden wird, engagiert ein Mitarbeiter der Kriegsgräberfürsorge seine Ex-Freundin Leah Hickson, die sich als Journalistin bereits einen Namen gemacht hat. Obwohl Leah ihren Exfreund niemals wieder sehen wollte, der sie mit einer anderen betrog, kann sie dennoch nicht widerstehen, sich den Toten und die besagten Briefe einmal näher anzusehen. Und am Ende ist Leah zu neugierig, wer der unbekannte Soldat war, um „den Fall“ abzulehnen. Sie begibt sich mitten aufs Land, weit entfernt vom turbulenten London, in das beschauliche Dorf Cold Ash Holt bei Thatcham, wo die Verfasserin der Briefe, eine H. Canning, als Frau des hiesigen Dorfpfarrers gelebt hat. Dort begegnet sie einem Nachfahr der Frau, doch dieser scheint zunächst kein großes Interesse daran zu haben, mit Leah zu sprechen. Besonders als er erfährt, dass sie Journalistin ist.

Im Jahre 1911:

Die Hausangestellte Cat tritt eine neue Stelle in Cold Ash Holt an, weil sie ihr ehemaliger Arbeitgeber nach ihrem zweimonatigen Gefängnisaufenthalt nicht mehr in seinem Hause beschäftigen möchte. Sie kommt beim Pfarrer des Ortes, Albert Canning und seiner Frau Hester unter. Doch Cat hat große Mühe damit sich unterzuordnen. Und auch die Nachwirkungen ihres Gefängnisaufenthaltes haben ihre Spuren bei der jungen Frau hinterlassen. Als sie jedoch in dem Dörfler George eine verwandte Seele entdeckt und sich in ihn verliebt, scheint ihr Leben plötzlich nicht mehr so düster. Aber dann erreicht ein vom Pfarrer hochgeschätzter Gast, der Theosoph, Robin Durrant die kleine Pfarrei und damit nimmt das Unheil seinen Lauf…

Ich kann an keinem Roman vorbeigehen, der mit einer geheimnisvollen Story wirbt und da mir auch bereits der Erstlingsband „Das geheime Vermächtnis“ der Autorin so gut gefiel, war ich schon ganz gespannt auf das aktuelle Buch von Katherine Webb. Auch diesmal hat sich die Autorin entschieden, an ihrem bewährten Schreibstil festzuhalten. Abermals treibt sie ihre Geschichte, immer abwechselnd, auf gleich zwei Zeitebenen handelnd, voran. Dadurch lernt man sowohl Cat, Suffragette aus tiefster Überzeugung besser kennen und wird gleichzeitig mit den Widrigkeiten, mit denen die Frauen dieser Zeitepoche zu kämpfen hatten, vertraut gemacht und zum anderen darf man auch der Heldin des Romans in der Gegenwart, Leah, bei ihren Recherchen den toten, unbekannten Soldaten betreffend sozusagen „über die Schulter“ schauen.

Beide Handlungsstränge, ob Vergangenheit oder Gegenwart sind sehr spannend beschrieben, doch ehrlich gesagt fehlte mir dieses Mal zu einer Höchstbewertung ein wenig mehr Ausführlichkeit beim Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt. Leah blieb mir dabei leider ein wenig fremd; zwar erfährt man, dass sie eine gescheiterte Liebesbeziehung hinter sich hat, doch auf eine Vertiefung anderer charakterlicher Facetten hat die Autorin zugunsten des Handlungsverlaufs leider verzichtet, was ich sehr schade fand. Dennoch, interessant ist Leahs Recherche allemal beschrieben und man möchte als Leser stets erfahren wie es weitergeht.

Dafür hat mir die Handlung, die um 1911 spielt umso besser gefallen. Cats Ängste nach ihrem Gefängnisaufenthalt wurden sehr eindringlich und unter die Haut gehend geschildert und man kann sich dabei gut in ihre Gedanken und Gefühlswelt einfühlen. Erschütternd sind auch die Romanpassagen, in denen sich Cat an ihre Zwangsernährung im Gefängnis erinnert. Cat ist dabei keine einfache Romanheldin; durch ihre Lebenserfahrungen und modernen Einstellungen eckt sie überall an, denn nicht jede Frau in dieser Zeit teilt ihr Gedankengut. Besonders groß sind dabei die Unterschiede im Vergleich zur Hausherrin und Frau des Pfarrers, Hester, die völlig naiv und unbedarft wirkt.

In mir drängte sich beim Lesen der Verdacht auf, dass die Autorin Hester besonders naiv darstellen wollte, um damit die Kluft zwischen Hester und Cat für den Leser hervorzuheben und nebenbei zu verdeutlichen, wie wenig Rechte Frauen in dieser Zeit hatten und wie ihr tägliches Leben aussah.

Meiner Meinung nach hat Katherine Webb diesen Punkt sehr gut herausgearbeitet und auch ein weiterer Themenschwerpunkt dieses Romans, die so genannte Lehre der Theosophie (durch religiöse Bestrebungen, Erkenntnisse über das Göttliche (oder übersinnliche, höher gestellte Wesen) zu erfahren und gegebenenfalls dieser Wesen ansichtig zu werden) wurde verständlich erläutert.

Zwar habe ich dieses Mal recht früh erahnt, wie der Roman am Ende ausgeht und wer der tote Soldat, dessen Identität Leah herausfinden möchte, gewesen ist, doch das minderte die Spannung trotzdem nicht.

Kurz gefasst: Ein fesselnder Frauenroman um einen ungeklärten Mord und dunkle Geheimnisse die es aufzuklären gilt…