Rezensionen

Kerstins Bewertung 03 05 Sterne.png

Der rebellische und aufmüpfige Engel Derek wird auf die Erde geschickt, um die apokalyptischen Pläne der Dämonen auszuspionieren. Dazu soll er sich an Rachel halten, eine Geschäftsfrau, deren Schutzengel ermordet wurde und die für die finsteren Pläne der Hölle missbraucht werden soll. Eigentlich soll Derek ja nur beobachten, doch das ist gar nicht so einfach, wenn man sich in die Frau verliebt, die für den Weltuntergang verantwortlich sein könnte...

Das Buch ist die erste Zusammenarbeit von Margaret Weis und ihrer Tochter Liz. Bisher hat Margaret Weis Fantasy-Romane geschrieben. Eventuell wird aus den "Warrior Angels" eine Serie.

Die Idee fand ich gut. Fesselnd geschrieben war der Roman auch, so dass ich immer wieder danach greifen wollte, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Was ich weniger geglückt fand, war die Charakterisierung:
Derek ist seit Jahren, genauer gesagt, seit Jahrhunderten, Kommandant der himmlischen Armee gegen die Dämonen, auch wenn er wegen Insubordination des öfteren Probleme bekommen hat. Er ist ein typischer Mann des 14. Jahrhunderts (da hat er gelebt) und als er erfährt, dass sich die Dämonen eine Frau als Werkzeug ausgesucht haben, ist er erst einmal indigniert. Eine Frau ist doch kein Gegner! Da geht er einfach hin und fragt, was Sache ist, wie er es bei einem Kind tun würde. Außerdem - was hat eine Frau auf dem internationalen Finanzparkett verloren? Doch wohl rein gar nichts! Ich habe mich schon auf ein paar nette Auseinandersetzungen gefreut, wenn Derek auf die Erde kommt - zum ersten Mal seit 600 Jahren. Der Kulturschock müsste riesig sein! Doch weit gefehlt - der Obermacho geht, als es Rachel schlecht geht, in ihr Apartment, räumt auf, wäscht die Wäsche und füttert die Katze. Am Anfang extrem Alpha, dann auf einmal Beta mit einigen Alpha-Elementen. Und das ohne erkennbare Entwicklung, denn nachdem anfangs fast ausschließlich aus seiner Sicht erzählt wurde, erfahren wir nach ein paar Kapiteln nur noch relativ wenig über ihn.

Was Rachel angeht, fand ich sie ziemlich verblendet. Zanus, so heißt der böse Dämon, hat sich an sie herangemacht, da er will, dass sie sein Geld vermehrt (sie arbeitet an der Börse). Schon seit Monaten gehen die beiden miteinander aus. Problem: sie liebt ihn nicht, sie fühlt sich von ihm manipuliert, sie hat das Gefühl, er interessiert sich nicht für sie, da er nie nach ihrem Privatleben fragt, sie fühlt sich schlecht, nachdem sie miteinander geschlafen haben, er versteht keinerlei Spaß und aalglatt. Zudem hat sie ein schlechtes Gewissen, da sie mit einem Kunden nichts anfangen darf und er ihr auch einige unmoralische Deals vorschlägt. Statt dass sie einen Schlussstrich zieht, versucht sie sich einzureden, dass er der Richtige für sie ist, weil er gut aussieht, reich ist und ihr Komplimente macht, während sie sich immer mehr von Derek distanziert, obwohl dieser immer für sie da ist, wenn es ihr schlecht geht, sich um sie kümmert und sie mit ihm wunderbar lachen kann. Zwischendurch hab ich gedacht: dann nimm den blöden Kerl und werd unglücklich! Furchtbar! Zumindest hatte ich gehofft, dass Rachel etwas früher Zanus durchschaut.

Warum sich Derek und Rachel ineinander verlieben, war mir auch nicht klar. Wahrscheinlich weil sie beide Protagonisten in einem Liebesroman sind. Anziehungskraft hab ich jedenfalls keine gespürt.

Auch was Dereks Mission angeht, hätte ich mir ein bisschen mehr Intrigen, raffinierte Lösungen, die etwas mit dem Finanzmarkt zu tun haben, etc. gewünscht. Nicht einfach nur Muskelkraft und himmlische Heerscharen. Aus der Story hätte man mehr machen können.

Einige nette, originelle Ideen, gut und fesselnd geschrieben, aber leider furchtbar inkohärente Charaktere. Besonders schade fand ich, dass der Fall nicht durch etwas mehr Recherchearbeit, Intrigen, Aufschlüsselung von Anspielungen und Detektivarbeit gelöst wurde, sondern durch Zufälle.

Kurz gefasst: Macht Spaß zu lesen, aber leider fand ich die Geschichte zu inkohärent (= nicht zusammenhängend). Dennoch würde ich mir überlegen, den 2. Teil zu lesen, denn Potenzial war auf jeden Fall vorhanden.