Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Weil Ambers adelige Mutter schwanger von zu Hause flieht und dann bei der Geburt des Mädchens stirbt, wird sie anstelle ihrer Familie von bürgerlichen Bekannten aufgezogen. Doch Amber hat ein abenteuerliches Wesen und als eines Tages Lord Bruce Carlton, mit seinen Freunden durch ihr Dorf reitet, ist es um sie geschehen. Sie bittet ihn, nachdem er mit ihr geschlafen hat, sie nach London mitzunehmen. Bruce, Lord Carlton willigt ein und so lässt Amber mit einem Schlag alle ihre Kindheitserinnerungen hinter sich.

Dort angekommen führt sie zunächst ein schönes Leben mit dem gutaussehenden Lord. Doch als sie schwanger wird, verweigert ihr Bruce die Ehe und nachdem er sie mit finanziellen Mitteln ausgestattet hat, verlässt Lord Carlton sie, um sein Glück als Freibeuter zu suchen.

Amber bleibt in ihrer Not nichts anderes übrig als zu heiraten. Und als sie eine vermeintlich nette Witwe und ihren Neffen kennenlernt, lässt sie sich überreden, diesen Neffen zu heiraten. Leider ist diese Ehe kein Glücksgriff- im Gegenteil! Ihr Ehemann und seine Tante geben Ambers Vermögen mit vollen Händen aus und nachdem alles Geld verbraucht ist, machen sie sich aus dem Staub und Amber kommt; nun hoch verschuldet, ins Gefängnis nach Newgate.

Doch dort angekommen trifft sie auf Black Jack, einem Räuber, der ihre Schulden begleicht. Doch ganz so edelmütige Gedanken hat der gute Mann natürlich nicht. Amber muss nun die bezahlten Schulden bei Black Jack abbezahlen und so muss sie mit ihm zusammen auf Räuberzug gehen. Amber hasst dieses Leben und als Black Jack und seine Bande eines Tages gefangen genommen werden, bietet sich ihr eine Chance zur Flucht, die sie auch nutzen kann. Doch wie sie von da an zu einer beliebten Schauspielerin avanciert und kurz danach die reiche Geliebte König Karls II. wird, dass müsst ihr schon selber nachlesen. ;-)

Bei diesem Buch, einem Klassiker wie "Vom Winde verweht", fällt es einem schon schwer, negative Kritik zu üben. Denn die Autorin schildert das Leben bei Hofe so farbenprächtig und detailiert, dass niemals Langeweile aufkommt und man gebannt Seite für Seite liest. Das Tragische an diesem Buch, ist, dass Kathleen Winsor zwei so unerträglich unsympathische Hauptprotagonisten erfunden hat.

Da ist einmal die weibliche Hauptakteurin, Amber. Anfangs so naiv und gutgläubig wie ein zweijähriges Kind, mutiert sie im Laufe des Buches zu einem egoistischen, kaltherzigen, oberflächlichen und leichtlebigen Geschöpf ohne jegliches Gewissen, dass man schon nach spätestens 200 Seiten satt hat.

Nun kommen wir zu dem männlichen Hauptprotagonisten, Bruce, Lord Carlton. Ihn zu beschreiben, fällt mir auch nicht leicht. Keineswegs kann man ihm Naivität oder Kaltherzigkeit vorwerfen. (Wenn wir mal den Vorfall, dass er die schwangere Amber in London sitzen lässt außer acht lassen) Doch trotzdem mochte ich seinen Charakter genauso wenig. Obwohl er Amber ziemlich früh klar gemacht hat, dass er sie keineswegs heiraten möchte, kriecht er aber doch, ob sie verheiratet ist oder nicht, bei jedem Londonbesuch wieder in ihr Bett; ohne Rücksicht auf Verluste!

Und dass, obwohl er genau weiß, dass die leichtfertige Amber ihn doch mehr als ihr Leben liebt. Ob sein Verhalten ein Zeichen von Schwäche oder einfach nur Rücksichtslosigkeit ist, vermag ich hier nicht klar zu schreiben. Im Verlaufe des Buches passieren noch einige weitere Dinge, die dem Leser klar machen sollen, dass Amber, eigentlich rücksichtslos in ihrer Art, alles für ihren Lord machen würde, aus Liebe. Ganz London liegt ihr zu Füßen, doch der einzige Mann, den sie begehrt, verweigert ihr seine Liebe. Darin liegt die Tragik dieses Buches.

Kurz gefasst: Ich weiß nicht, ob ich dieses Buch weiterempfehlen soll. Wer gerne opulente Historienromane liest und wer sich für die geschichtlichen Hintergründe dieser Zeit interessiert, wird an diesem Buch sicher seine helle Freunde haben. Wer aber hauptsächlich zu diesem Buch gegriffen hat, weil er eine schöne, ans Herz gehende Liebesgeschichte erwartet, der wird wahrscheinlich eher enttäuscht sein.