Rezensionen

Ankes Bewertung 05 Sterne.png

Der Clan der Goethals Schwestern, hat einen Toten in den Reihen ihrer Familie zu beklagen. Doch während eine völlig verstörte Goedele "Goele" Goethals ihren Ehemann Jean-Claude "De Kloot" Delcorps zu betrauern scheint, können sich die Schwestern, Eva, Veerle, Birgit "Bibi" und Rebekka "Bekka" ein stilles und zufriedenes Lächeln über dem offenen Sarg des Verstorbenen nicht verkneifen.

In dieser Situation findet sich der Zuschauer, in der 1. Folge von "Clan", in der Serie ein und wird von diesem ersten Moment von den Machern sowohl mehr und mehr verwirrt, als auch Stück für Stück aufgeklärt.

Dass funktioniert so hervorragend, weil die Geschichte höchst intelligent erzählt ist, an den richtigen Stellen mit Informationen geizt und zu nicht minder perfekten Zeitpunkten ebensolche hergibt.

Ich bin der typische US-Serien Zuschauer und kenne nur sehr wenige TV-Serien, die in Europa produziert wurden und auch hier angesiedelt sind. Deswegen war ich auch so gespannt auf "Clan".

Im ersten Moment erschien mir die Produktion recht exotisch. Was wohl eindeutig daran liegt, dass ich in meinem Leben bisher nur wenig Bezug zu Belgien hatte. Doch je mehr Folgen ich geschaut habe, umso spannender und unterhaltsamer wirkte "Clan" auf mich. Denn die unnachahmliche Mischung aus französischer Erzählkunst, bitterbösen und schwarz-englischen Humor und einer gewissen deutschen Steifheit (hier jedoch absolut positiv gemeint) bei der Darstellung hat mich mehr und mehr fasziniert.

Die Geschichte fängt mit Jean-Claudes Beerdigung an, bietet aber auch gleichzeitig Rückblicke in sein Leben, bzw. das Leben derer, die er geprägt hat, die Goethals Schwestern.

Zunächst erscheint er lediglich als der unbequeme, unsensible Klotz, der es mit seinen Späßen vielleicht manchmal zu übertreiben scheint, wie er sich einen solchen Hass der Schwestern herangezogen hat, dass diese ganz normalen Bürgerinnern, Ehefrauen und Mütter, sich freiwillig eines Mordes schuldig machen, ist jedoch ein Rätsel.

Doch je mehr man als Zuschauer erfährt, desto klarer wird das Ausmaß seine Bösartigkeit. Doch gleichzeitig, ebenso langsam und geschickt, werden auch andere Sünden aufgedeckt, die nicht auf das Konto von Jean-Claude gehen.

Und bevor man es richtig merkt, findet man sich als Zuschauer in einem wahren Geflecht aus Zweifel und Zustimmung, Verständnis und Unglauben wieder und weiß bald schon nicht mehr so recht wem man noch glauben soll, bis man am Ende endlich alle Tatsachen kennt.

Dabei muss ich zugeben, dass ich, zumindest was den Tod von Jean-Claude betrifft, schon in der 1. Folge so meinen Verdacht hatte. Dass tat jedoch meiner Neugier und meiner Spannung keinen Abbruch, denn schließlich ist der "Weg" oft viel interessanter zu entdecken als das "Ziel".

Kurz gefasst: Eine sehr geschickt erzählte, sehr unterhaltsame und fesselnde Staffel um den Tod und die Intrigen eines verhassten Familienmitglieds. Eine bittersüße, rabenschwarze und wunderbar gehässige Familiengeschichte.