Rezensionen

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

 Kevin Corcoran ist ein irischer Polizist (Copper), der für Recht und Ordnung in den Arbeiter und Elendsvierteln von New York (Five Points) sorgt. Sein Gerechtigkeitssinn ist legendär, doch verbiegt er dafür auch oftmals das Gesetz. Aber er hat mit Robert Morehouse einen einflussreichen Freund an seiner Seite, dem er, zusammen mit dem schwarzen Arzt Matthew Freeman, während des Krieges das Leben rettete. Zudem stehen Kevins Kollegen ihm loyal zur Seite.
Kevin ist dennoch ein gebrochener Mann, da, während er an der Front kämpfte, seine Tochter unter ungeklärten Umständen ums Leben kam und seine Frau, die die Liebe seines Lebens war, verschwand. Da Kevin an ein Verbrechen glaubt, versucht er nun fieberhaft seine Frau zu finden.
Währenddessen muss er sich um einige Kriminaldelikte und Verbrechen kümmern, die in Five Points begangen wurden. Er kann aber dabei auf die Hilfe seines Freundes und Arztes Matthew Freeman zählen, dessen medizinische Kenntnisse weitreichend sind und der für Kevin sogar Leichen obduziert. Und auch die deutschstämmige Prostituierte und Bordellbesitzerin Eva, die sich in Kevin verliebt hat versucht ihn in vielen Belangen zu unterstützen, hat aber auch eine dunkle Seite...

"Copper- Justice is brutal" ist eine neue Histo-Crime- Serie, die mit einem ziemlich interessanten Setting aufwarten kann. Die Serie spielt in den 1860er Jahren während des Sezessionskrieges in New York und vermittelt einen authentischen, unbeschönigten Blick auf das einfache, harte Leben der irischen Einwanderer in dieser Zeit.
Dazu erhält man Einblicke in das Leben der gehobenen Gesellschaftsschicht und des der afro-amerikanischen Bewohner New Yorks.

Die Hauptfigur der Serie, Kevin Corcoran ist ein cleverer "tortured hero" wie er im Buche steht. Er musste bereits in der Vergangenheit einiges im Krieg durchleiden und seine Pechsträhne nimmt auch im Zuge dieser ersten Staffel nicht ab, selbst wenn er zumindest zwei echte Verbündete an seiner Seite hat (mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten um nicht im Vorfeld die Spannung zu nehmen.). Kevin ist eine vielschichtige, charismatische Figur; ein Mensch der verbissen für das Recht kämpft und um jeden Preis die Schwachen unterstützt. Seinen Freunden gegenüber ist er loyal; vertraut ihnen aber auch manches Mal etwas zu blind.

Man sollte sich von dem etwas schwächeren, ersten Teil der zehnteiligen Staffel nicht gleich abschrecken lassen. Der Zuschauer wird von Beginn an mit sehr vielen Haupt und Nebenfiguren konfrontiert und braucht erst einmal eine gewisse Zeit, um sich zu verdeutlichen, wer welche Position in der Serie einnimmt. Hat man aber diese Startschwierigkeiten überwunden, wird man mit einer sehr packenden Serie belohnt, die unter die Haut geht.
Ehrlich gesagt war ich bislang der Meinung, dass nur die Briten ein Händchen für authentisch wirkende Histo & Period Dramen besitzen. Um so erstaunter war ich nach dem Schauen dieser Serie, denn hier bekommt man all das geboten, was man bislang nur von den Briten erwarten konnte. („Copper“ ist die erste Serie, die von BBC America verfilmt wurde; ich habe sie in deutsch synchronisierter Fassung auf dem Pay TV-Sender „Sky“ gesehen)

Für die Rolle des Kevin Corcoran wurde Tom Weston- Jones verpflichtet, dem man auch bereits in der TV-Verfilmung des Ken Folletts Bestsellers "Die Tore der Welt" in der Rolle des Merthins sehen konnte. Während ich seine Darstellung in "Die Tore der Welt" damals eher mäßig fand, passt diese Rolle hier zu ihm wie die Faust aufs Auge. Er verkörpert die Figur des gebrochenen Coppers Kevin/ "Corky" so glaubwürdig, dass man ihn einfach nur in sein Herz schließen kann. Zudem sieht er auch noch recht lecker anzusehen aus.
Die Bandbreite seines Schauspiels ist diesmal so vielfältig, (sämtliche Emotionen spiegeln sich deutlich in seinem Gesicht ab, dass man als Zuschauer nicht anders kann, als mitzuleiden und mitzufiebern) dass einem Kevins Schicksal ziemlich unter die Haut geht.

Aber auch die übrigen Darsteller der Serie wurden meiner Meinung nach perfekt ausgewählt. Statt blasser, austauschbarer 0 8 15 Charaktere bekommt man hier selbst wenn es sich nur um Nebenfiguren handelt, Menschen mit Ecken und Kanten geboten. Manche von ihnen verbergen gewisse Geheimnisse, die jedoch nicht alle in dieser ersten Staffel aufgelöst werden. (Die zweite Staffel läuft zur Zeit leider erst im US-Programm)
Ebenfalls brillant finde ich auch die Darstellung der Annie Reilly von Kiara Glasco. Annie ist ein kleines Mädchen, dass sich prostituieren sollte, aber von Kevin gerettet wird. Annie ist voller Dankbarkeit und will Kevin nun um jeden Preis für sich gewinnen. Annie ist auf der einen Seite noch ein Kind, auf der anderen Seite, durch die schlimmen Dinge, die sie in ihrem Leben bereits durchmachen musste aber sehr lebenserfahren. Diese Mischung lässt den Zuschauer so manches Mal gruseln, da die Schauspielerin ihre Rolle so wahnsinnig authentisch wirken lässt.
Übrigens, auch die deutsche Schauspielerin Franka Potente spielt in dieser Serie mit und verkörpert hier die Bordellbesitzerin Eva.

Der Crimeanteil in "Copper" steht schon ein wenig im Fokus des Geschehens. In jedem Teil der Serie muss Kevin sich neben seiner Suche nach seiner Frau auch dem Verbrechen in Five Points widmen und die Verbrecherjagd gestaltet sich oftmals als ziemlich brutal, blutig und authentisch wirkend. (Also nichts für zart besaitete Gemüter)
Trotzdem sollte man sich von dieser gewissen Härte nicht abhalten lassen, der Serie eine Chance zu geben. Es erwarten einen neben einer handlungsreichen Story, fassettenreiche Figuren, historisches Flair pur und sehr viel Tiefgang.

Kurz gefasst: Viel versprechende 1. Staffel einer authentisch wirkenden neuen Histo-Crime Serie mit unfassbar guten Schauspielern besetzt. Unbedingt schauen