Rezensionen
Nicoles Bewertung
Nach einer Schussverletzung benötigt Endeavour Morse eigentlich noch etwas Zeit für sich; er ist noch unnahbarer für einige seiner Kollegen geworden, doch zumindest sein Vorgesetzter Fred Thursday kann im Ansatz zu ihm durchdringen. Und Morse muss sich auch langsam wieder auf das besinnen, was er kann. Knifflige Fälle aufklären, die seines Scharfsinnes bedürfen! Als auf eine Schönheitskönigin, während einer Parade, Farbbeutel abgefeuert werden glaubt die Polizei zunächst, dass es eine harmlose Feministin etwas übertrieben hat. Doch die Täterin entpuppt sich als aufmüpfige Tochter einer einflussreichen Politikerin der Stadt, die gerade für ihren Wahlkampf die Werbetrommeln rührt und so lässt die Polizei auf Drängen der Prominenz die Anklage fallen, was Morse verärgert, der es hasst, dass Strafverfolgung scheinbar nicht für alle gilt. Als eine Frau verschwindet, bekommt die bereits ausgestanden geglaubte Angelegenheit wieder neuen Nährboden.
Im zweiten Fall, findet man einen ermordeten Ahnenforscher im Museum auf, anscheinend mit einem antiken Dolch niedergestreckt. Anwesend, zur Tatzeit, waren lediglich weibliche Internatsschüler und die Lehrkräfte. Als Morse sich zur Schule aufmacht, um die Mädchen zu vernehmen, erfährt er nicht nur, dass die Schule einst im Besitz der reichen Familie Blaise-Hamilton war, sondern auch, dass fast 100 Jahre zuvor ein Serienkiller die Familie heimsuchte. Man gab damals einer überlebenden, scheinbar geisteskranken Tochter die Schuld an den Morden, doch Morse, ist neugierig geworden, vor allem, als er, wieder zu Hause, einen geschriebenen Hilferuf findet, der von einem der Mädchen heimlich in seiner Jackentasche deponiert wurde. Angeblich glaubt die Person, dass es im Haus der Blaise-Hamiltons spukt und dass das Morden nun erneut losgeht. Der Rationalist Morse glaubt jedoch nicht an Spuk.
Im dritten Fall bekommen es Morse und Thursday mit einem Strumpfmörder zu tun, der scheinbar Jagd auf verheiratete, aber untreue Frauen macht. Im Zuge ihrer Ermittlungen muss das Ermittlerduo auch diverse Damenkonfektionsläden aufsuchen, wo Fred Thursday in einer Verkäuferin, eine gute alte Bekannte von früher erkennen muss, die ihm einst lieb und teuer war.
Und der vierte und letzte Fall der zweiten Staffel, verlangt Morse und Thursday alles ab, denn es geht um Korruption und Vertuschungen an höchster Stelle, in den eigenen Reihen. Alles beginnt damit, dass der Enthüllungsreporter Eric Patterson ermordet aufgefunden wird und ein Sträfling, nur kurz vor seiner Entlassung, aus dem Gefängnis flieht. Auch ein kleiner Junge, aus schwierigen familiären Verhältnissen, gilt als vermisst und so seltsam das auch klingen mag- es gibt eine Verbindung. Morse und Thursday sind zunächst ratlos, es scheint, als ob jemand von ganz oben ihre Ermittlungen torpedieren möchte. Und als es am Ende hart auf hart kommt, zeigt sich ihnen endlich, auf welche Kollegen sie wirklich bauen können.
Nach der, wie ich fand, grandiosen, atmosphärisch dichten ersten Staffel des „jungen Inspektor Morse“, die ein Prequel zur erfolgreichen „Inspektor Morse“ darstellt ( und ein Pre-Prequel zur „Lewis“ Reihe), in der die Macher, die ersten Polizeijahre des genialen Emittlers Endeavour Morse; filmisch darbieten, war ich bereits sehr gespannt darauf zu erfahren, ob das hohe Niveau der ersten Staffel auch in der zweiten Staffel gehalten werden würde. Und in der Tat ist das gelungen; mehr noch, ich fand, dass die Filmmacher und die Schauspielerriege in der zweiten Staffel sogar noch einen draufsetzen konnten. Die Figuren, allen voran Morse und Thursday, bekommen weitere charakterliche Konturen, man erfährt mehr über ihren bisherigen Werdegang und trotz seiner Schüchternheit öffnet sich Morse auch langsam der Damenwelt gegenüber.
Selbst der in der ersten Staffel noch auf die sympathische und freundliche „Hallo Kumpel,“ Anrede reduzierte Bobby „Strange“, bekommt mehr Dialoge zugebilligt und legt schließlich einen ganz besonderen Ehrgeiz an den Tag.
Die zweite Staffel umfasst erneut vier neue Fälle, jeweils in Spielfilmlänge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Meine Favoriten waren diesmal die Folgen „Nachtstücke“, „Dunkle Nächte“ und „Nimmerland“. Besonders „Nachtstücke“ hat es in sich, weil man es hier mit einem Kriminalfall in spukig, schauriger Atmosphäre zu tun bekommt, der sogar mit dem ein oder anderen Schockmoment aufwarten kann. Aber auch die übrigen Fälle, besonders „Nimmerland“ sorgen für Hochspannung und viel Dramatik.
Bonusmaterial ist leider nicht vorhanden, abgesehen von diversen Krimitrailern. In der Box sind zwei DVD’s enthalten, auf der sich die vier erwähnten Fälle befinden. Bild und Ton können überzeugen, sind gestochen scharf, so dass hier auch technisch nichts zu kritisieren ist.
Für mich ist „Der junge Inspektor Morse“, momentan eine der besten, hochwertigsten und atmosphärisch dichtesten TV Krimiserien, die nicht nur äußerst clever gemacht ist und mit ausgeklügelten Plots punkten kann, sondern zudem eine überzeugende Schauspielerriege zu bieten hat. Ganz davon abgesehen, ist das Sahnehäubchen, das überzeugende „Sixties Flair“. Jede, noch so kleine Rolle, ist dazu perfekt besetzt und jeder der Haupt und Nebenakteure ist mehr als reine Staffage, sondern hat eine eigene Hintergrundgeschichte zu bieten.
Wer „Sherlock“ mit Benedict Cumberbatch oder „Lewis- Der Oxford Krimi“ mochte, wird auch „Der junge Inspektor Morse“ lieben, denn die Methoden des eigenwilligen Endeavour Morse, sind einfach genial zu nennen.
Übrigens, wer nicht genug bekommen kann von Inspektor Morse. Auf dem Sender zdf neo werden momentan, immer am Sonntag, auch die weiteren Staffeln der Reihe (3 – 4) gezeigt.
Kurz gefasst: Überzeugende, spannende 2. Staffel der Krimiserie mit reichlich Sixties Flair. Endavour Morse, cleverer Ermittler aus Oxford und sein charismatischer Chef Fred Thursday, lösen jeden noch so aussichtslosen Fall.