Rezensionen
Nicoles Bewertung
Das Attentat auf den amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln im Jahre 1865, bei dem das politische Oberhaupt des Landes zu Tode kommt, sorgt nicht nur für allgemeine Bestürzung und Trauer sondern auch für erneute Spannungen zwischen Nord und Südstaatlern. Damit die brisante Situation bereinigt wird, sollen die Schuldigen, die am Mord- Komplott beteiligt waren, schnellstmöglich abgeurteilt und gehängt werden. Eine der Angeklagten ist die Witwe Mary Surrat, die jedoch nach wie vor leugnet am Komplott zur Ermordung des Präsidenten beteiligt gewesen zu sein. Ausgerechnet der Kriegsheld Frederick Aiken, nun Rechtsanwalt, soll Mary verteidigen- was er zunächst mit äußerstem Widerwillen tut, denn er glaubt nicht an Marys Unschuld. Als er sie jedoch besser kennen lernt und sich näher mit dem Fall beschäftigt, kommen auch Frederick immer mehr Zweifel an Marys Mitschuld. Zudem scheint der Prozess eine Farce zu sein- Zeugen werden bestochen, widerrufen ihre Aussagen oder belasten Mary schwer- Einzig nur aus einem Grund- Marys Sohn, einer der Mitverschwörer konnte fliehen und nun soll seine unschuldige Mutter für das Verbrechen ihres Sohnes büßen. Kann Frederick, der sich mehr und mehr für Mary einsetzt die Freilassung seiner Klientin bewirken oder wird auch er in seinem privaten Umfeld in Ungnade fallen, weil er auf verlorenem Posten steht?
„Die Lincoln- Verschwörung“, ist ein Nischenfilm und wurde von vielen Mainstream-Kinogängern höchstwahrscheinlich übersehen, weil er kein leicht- lockeres Popcornkino vermittelt. Zudem wird ein Kapitel der Geschichte der Vereinigten Staaten deutsche Kinogänger nicht unbedingt auf den ersten Blick interessieren. Dennoch, ich kann „Die Lincoln-Verschwörung“ wirklich nur allen bislang Unentschlossenen wärmstens ans Herz legen, die ein Herz für hochkarätige, dramatische Gerichtsdramen, spannende Stories ohne viel Actionschnickschnack drum herum und vor allem für gute darstellerische Leistungen haben.
Aufmerksam geworden bin ich auf den Film zunächst, weil ich ein Fan von James McAvoy bin, der mir das erste Mal als Jane Austens Liebhaber in „Geliebte Jane“ positiv auffiel. Seine Darstellung des ehemaligen Kriegshelden Frederick Aiken ist meiner Meinung nach bislang der Höhepunkt seiner schauspielerischen Karriere. Sowohl Mimik als auch Gestik verleihen seiner Figur charakterliche Tiefe und sein Schauspiel wirkt insgesamt gesehen unglaublich gereift. Er kann zudem überzeugend die Hin und -Hergerissenheit seiner darzustellenden Figur rüberbringen; man teilt seine Wut, seine Ohnmächtigkeit gegenüber der richterlichen Obrigkeit und auch sein Mitleid mit Mary.
Kommen wir zu Mary. Sie stellt eine sehr tragische Figur innerhalb der Geschichte dar- ein Spielball zwischen den politisch Mächtigen. Die zentralen Punkte der Story sind- wie weit geht die Mutterliebe einer Frau und vor allem wie weit geht die Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter? Und natürlich auch der wichtigste Punkt: Wie weit darf die Macht der Politik reichen, wenn dafür Unschuldige auf der Strecke bleiben? Auch für die Rolle der Mary hat Robert Redford eine unglaublich gute Charakterdarstellerin gefunden- Robin Wright, die vor ein paar Jahren bereits neben Tom Hanks in „Forrest Gump“ mitwirkte und der man Marys innere Zerrissenheit, deren Angst und Hoffnungslosigkeit aber auch ihre bedingungslose Mutterliebe zu jedem Moment abnimmt.
Es ist zugegebenermaßen keine leichte Kinokost und man sollte schon ein gewisses Interesse für Gerichtsfilme besitzen, doch wenn man am Ball bleibt, wird man mit einem unter die Haut gehenden Drama belohnt, das jenseits der Kitschgrenze angesiedelt ist, spannend bis zum Schluss ist und so emotional, dass ich beim Anschauen des Films zwischenzeitlich mit den Tränen zu kämpfen hatte.
Allerdings sollten sich Freunde des Happy Endings vielleicht lieber zuvor die geschichtlichen Hintergründe um Lincolns Ermordung via Wikipedia & Co. zu Gemüte führen, damit sie keine böse Überraschung erleben.
Die Lincoln-Verschwörung wäre in meinen Augen ein klarer Anwärter auf den Oscar gewesen.
Kurz gefasst: Für mich einer der besten Gerichtsfilme aller Zeiten- packend, emotional und hochkarätig besetzt.