Rezensionen
Nicoles Bewertung
Susan, eine Waise und eine geschickte Diebin, die von Kindesbeinen an im Londoner Armenviertel bei Mrs. Sucksby lebt, bekommt von einem anderen Gauner, den alle wegen seines eleganten, äußeren Erscheinungsbild alle nur "Gentleman" nennen, ein verlockendes Angebot unterbreitet.
"Gentleman" hat einige Zeit vorher eine junge Dame aus gutem Hause kennengelernt und erfahren, dass sie an ihrem 21. Geburtstag eine große Summe erben wird.Susan soll sich dort als Hausdame vorstellen, das Vertrauen der Lady gewinnen, um ihr anschließend "Gentleman" schmackhaft zu machen.
"Gentleman" will dann der jungen Dame zur Flucht vor ihrem strengen Onkel verhelfen, der sie mit Argusaugen bewacht und bei Nacht und Nebel heiraten, denn als Ehemann steht ihm dann auch das geerbte Vermögen seiner Frau zur Verfügung.
Im Grunde klingt "Gentlemans" Plan recht interessant, zumal Susan für ihre Mithilfe ebenfalls ausreichend entschädigt werden soll, doch einen Haken gibt es an der Sache- "Gentleman" will sich nach der Hochzeit seiner Ehefrau entledigen; er will sie in ein "Irrenhaus" einweisen.
Zunächst wischt Susan jedoch ihre Skrupel beiseite, bis sie ihre neue Herrin besser kennen lernt und sich eine zärtliche Liebesbeziehung zwischen beiden entwickelt. Hin und hergerissen ist Susan, da ihre Herrin Maud nicht nur liebevoll sondern auch sehr großzügig ist. Doch obwohl sie ständig mit dem Vorsatz lebt, Maud zu warnen, sind ihr selbst doch am Ende die Hände gebunden- auch sie braucht das Geld, zudem wird "Gentleman" sehr ungemütlich und gefährlich, als sie ihm ihre Skrupel offenbart.
Was Susan jedoch nicht ahnen kann, ist, dass auch Maud ein doppeltes Spiel mit ihr spielt...
Die BBC Adaption des Sarah Waters Romans ist eine wunderbare, lebhafte Umsetzung des Romansstoffes geworden, das mit Sally Hawkins als Susan und Elaine Cassidy als Maud in den Hauptrollen und anderen englischen Akteuren in den Nebenrollen großartig besetzt ist.
Zwar steht im Vordergrund der Geschichte ein lesbisches Liebespaar- das sollte Heterosexuelle aber keinesfalls davon abhalten, sich diese Verfilmung anzuschauen, denn die Liebeszenen sind sehr geschmackvoll inszeniert und relativ kurz gehalten, denn das Wichtigste ist hier die Geschichte.
Und die hat es in sich!
Scheint es zunächst unausweichlich darauf hinzusteuern, dass eine junge, einsame Lady von Gaunern aufs Übelste betrogen werden soll, ändert sich das Blatt sehr schnell, dank dem Einfallsreichtum der Autorin, die unglaubliche Wendungen in ihren Roman eingebaut hat und den Zuschauer so großartig unterhält. Und das bleibt bis zum Schluss so, selbst wenn man glaubt, man wüsste jetzt den genauen Sachverhalt, verblüfft die Autorin noch ein letztes Mal mit ihren schriftstellerischen Eingebungen und stellt ihre Geschichte noch einmal völlig auf den Kopf.
Mir sind wirklich sehr selten gelungenere Romanverfilmungen wie diese hier untergekommen. Wer ein Faible für BBC Verfilmungen hat, die allesamt durch eine detailgetreue Ausstattung brillieren, wird auch mit "Fingersmith" einen
Glücksgriff machen.
Ein wenig erinnert "Fingersmith" an die frühen Schauerromane (Gothics), allerdings auf einem hohen Niveau und man wünscht sich nach dem Schauen dieses Films sehnlichst, dass auch Kriminalautoren unserer Zeit einmal solch eine packende, und bis zum Ende undurchsichtige Geschichte schreiben.