Adelina Reihe

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  • Petra Schier

Petra Schiers "Adelina Reihe" erzählt von der Kölner Apothekenmeisterin Adelina Burka, im Zeitraum 1395 bis 1408.

Serienübersicht

1. Tod im Beginenhaus (2005)

2. Mord im Dirnenhaus (2007)

3. Verrat im Zunfthaus (2008)

4. Frevel im Beinhaus (2010)

5. Verschwörung im Zeughaus (2013)

6. Vergeltung im Münzhaus (2016)

Serieninformation

Besonders liebe ich Ihre historische Romanserie um die Apothekenbesitzerin Adelina, die im vierzehnten Jahrhundert in Köln spielt. Haben Sie einen besonderen Bezug zu dieser Stadt oder zum Apothekerhandwerk? Wie kam Ihnen die Idee zur Serie?

Zur Stadt Köln habe ich keinen wirklich besonderen Bezug, wenn auch einige unserer guten Freunde dort leben. Ich finde die Geschichte dieser Stadt, aber auch die Mentalität ihrer Bewohner einfach sehr faszinierend. Zum Apothekerwesen habe ich noch weniger Bezug. Meine Berührungspunkte erstrecken sich hier in der Regel auf einen Besuch in der Apotheke, um ein Päckchen Aspirin zu kaufen.
Aber die Anfänge jenes Berufszweigs sind sehr interessant, sodass ich irgendwann während diverser Recherchen beschloss, eine Protagonistin zu erschaffen, die Apothekerin im späten Mittelalter ist.
Eine Serie sollte es aber damals gar nicht werden. „Tod im Beginenhaus“ war von mir als Einzelroman geplant. Nachdem er sich aber für ein Debüt außergewöhnlich gut verkaufte, fragte meine Lektorin mich, ob ich mir vorstellen könne, eine Fortsetzung zu schreiben. Nach kurzem Überlegen konnte ich es; so entstand dann knapp zwei Jahre später „Mord im Dirnenhaus“. Und nachdem dieses Buch mir Spaß gemacht hatte, kam dann von mir der Vorschlag, eine Trilogie daraus zu machen. Rowohlt war einverstanden, also kam ein Jahr später „Verrat im Zunfthaus“ in die Buchläden. Danach hatte ich aber irgendwie genug von Köln und Adelina. Ich brauchte Abwechslung und konzipierte meine Aachen-Trilogie um die Reliquienhändlerin Marysa.
Als dann die ersten beiden Titel dieser Trilogie fertig waren (und auch vorher schon), erhielt ich zunehmend Anfragen meiner LeserInnen, sei es auf Lesungen oder übers Internet, doch bitte noch einen weiteren Adelina-Band zu schreiben. Da ich inzwischen etwas Abstand gewonnen hatte, konnte ich mir eine weitere Fortsetzung mittlerweile doch wieder vorstellen. Passend dazu kam dann auch noch eine Anfrage meiner Lektorin, ob ich noch eine Idee für einen historischen Roman in der Schublade hätte, da ein Programmplatz freigeworden sei.
So kam eines zum anderen, das Resultat ist „Frevel im Beinhaus“, erschienen im August 2010. Und um gleich die nächste Frage zu beantworten, bevor Sie sie stellen können: Ja, es wird auch noch einen fünften Band geben, jedoch wird es noch ein kleines Weilchen dauern, weil vorher noch andere Bücher geplant sind.

Eine weitere historische Kriminalreihe von Ihnen spielt in der Stadt Aachen. Auch hier ist es eine Frau, die sich gegen die Männerwelt behaupten muss; die Reliquienhändlerin Marysa. Frauen im Mittelalter hatten in der Regel nicht sehr viel Rechte – lag Ihnen deshalb dieses Thema sehr am Herzen bzw., schufen Sie deshalb so starke, selbstbewusste Heldinnen, die sich mit List und Tücke durchs Leben schlagen, um nicht von der Männerwelt unterdrückt zu werden?

Jein. Natürlich waren im (späten) Mittelalter Frauen weitgehend rechtlos und immer abhängig von ihrem Vormund, sei es der Vater, Bruder, Onkel, Ehemann. So zumindest lernen wir es in der Schule (und im Studium), so ist die landläufige Meinung. Wenn man sich aber intensiver mit diesem Thema befasst, erkennt man sehr schnell, dass die Realität auch anders aussehen konnte. Es gab (gerade in Köln bzw. im Rheinland aber auch anderswo) sehr viele Frauen, die ein eigenes Handwerk oder Gewerbe ausübten, auch oft als Meisterinnen, die Lehrlinge hatten (allerdings nur Mädchen), eigene Zünfte bildeten, ihr eigenes Siegel führten. Oder aber sie arbeiteten aktiv in der Werkstatt, dem Geschäft oder Kontor ihres Ehegatten mit. Sie hinterlegten Renten für sich und ihre Familien, führten Prozesse gegen Widersacher und wussten sich offenbar sehr wohl in der rauen Männerwelt zu behaupten. Natürlich hatten sie zusätzlich noch ihre hausfraulichen und mütterlichen Pflichten zu erfüllen; das Thema Doppelbelastung ist keine Erfindung der Gegenwart!

Überlegen sie einmal: Wie hätte ein Ritter einfach so in den Krieg ziehen können, wenn nicht daheim seine Gemahlin dafür gesorgt hätte, dass Land und Gut ordentlich geführt wurden? Wie hätte ein Kaufmann auf Reisen gehen können, wenn nicht seine Frau daheim dafür gesorgt hätte, dass die Geschäfte weiterliefen? Was hätte der Handwerker ohne die tatkräftige Hilfe seiner Gattin getan, oder wie hätte der Bauer ohne seine Frau den Hof alleine bewirtschaften sollen?

Wie oft lesen wir in Quellen, dass gegen zänkische Frauen gewettert wird, dass man die Weiber aufforderte, in der Öffentlichkeit den Mund zu halten und sich nicht in Angelegenheiten der Männer einzumischen? Das steht schon in der Bibel, und nicht nur einmal. Ganz gewiss wiederholten die Verfasser dieser Ermahnungen dieselben nicht, weil die Frauen so brav waren, denn man mahnt ja nicht jemanden, der sich sowieso schon an die Regeln hält.

Nein, wenn ich jene Quellen interpretiere, zwischen den Zeilen lese, komme ich zu dem Schluss, dass Frauen sich schon seit Anbeginn der Zeit eingemischt haben. Immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten, manche sogar weit darüber hinaus. Das ist es, was mich an Geschichte so fasziniert.

Deshalb mag ich keine Frauenfiguren erschaffen, die ängstlich und tatenlos hinter dem Ofen sitzen und warten, dass ihnen ihr Schicksal begegnet. Und abgesehen davon: Würden Sie eine solche Geschichte lesen wollen?

Anmerkung Nicole: Nein, keinesfalls, naive und gehemmte Heldinnen in Romanen sind mir eher ein Graus. ;-)

(Text: NG, Happy End Buecher Interview aus dem April 2011)

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